Kleinst- und Kleinunternehmen (KKU) sind wichtige Triebkräfte für wirtschaftliches Wachstum, Innovation, Beschäftigung und soziale Integration und bilden das Rückgrat der EU-Wirtschaft.
Der Umgang mit Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit ist in KMU häufig mangelhaft, da die Arbeitskräfte dort einem höheren Risiko von Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen ausgesetzt sind. Das Thema stellt in nationalen Strategien für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, im Strategischen Rahmen der Europäischen Kommission und im Kontext der Europäischen Säule sozialer Rechte eine Priorität dar.
Mit dem breit angelegten Projekt „Verbesserung von Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz in Kleinst- und Kleinunternehmen“ (2014-2018) der EU-OSHA wurde das Ziel verfolgt, entscheidende Erfolgsfaktoren in Bezug auf politische Maßnahmen, Strategien und praktische Lösungen zu ermitteln, um Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz in europäischen KMU zu verbessern.
Was sagen uns die Forschungsergebnisse zu Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in KKU?
Die erste Phase des Projekts offenbarte das Ausmaß der Herausforderungen, mit denen KKU in ganz Europa in Bezug auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit konfrontiert sind, und zeigte einige der Faktoren auf, die zu einem mangelhaften Umgang mit Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in diesen Unternehmen beitragen. Die Literaturauswertung Zusammenhänge und Maßnahmen für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit in kleinen und Kleinstunternehmen in der EU weist auf einen „allgemeinen und vielfältigen Mangel an Ressourcen“ hin, wodurch ein beträchtlicher Anteil von KKU Unternehmensstrategien „mit niedrigen Standards“ verfolgt. Die wesentlichen Merkmale dieser Unternehmen sind eine schwache wirtschaftliche Position, Sorgen um die wirtschaftliche Existenz, ein Mangel an Investitionen in Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, mangelndes Wissen, ein geringes Bewusstsein und begrenzte Kompetenz seitens der geschäftsführenden Inhaber sowie Einstellungen und Prioritäten, die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz nicht begünstigen.
Die Arbeitsplatz-Perspektive
Die Einstellungen und Praktiken in KKU in Bezug auf Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz wurden anhand von 360 eingehenden Interviews mit Arbeitnehmern und geschäftsführenden Inhabern untersucht. Zu den nicht selten beobachteten Einstellungen zählten ein stark reaktiver Ansatz hinsichtlich Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, die Auffassung, dass „gesunder Menschenverstand“ eine ausreichende Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahme am Arbeitsplatz darstellt, und die Überzeugung, dass Risiken „Teil des Jobs“ sind. Es wurden aber auch Beispiele für gute praktische Lösungen gefunden.
Lesen Sie den Bericht Sicherheit und Gesundheitsschutz in Kleinst- und Kleinunternehmen in der EU: Aus der Arbeitsplatz-Perspektive.
Gibt es gute praktische Lösungen, auf die wir bauen können?
Es gibt eine Vielzahl von Beispielen aus ganz Europa für erfolgreiche politische Maßnahmen, Strategien und Tools für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz in KKU. Über 40 solcher Interventionen werden eingehend in folgendem Bericht beschrieben: Sicherheit und Gesundheitsschutz in Kleinst- und Kleinunternehmen in der EU: Von der Politik zur Praxis – Beschreibung von Beispielen bewährter Verfahrensweisen.
Die Beispiele bewährter Verfahrensweisen wurden näher untersucht, um festzustellen, „was funktioniert, für wen und unter welchen Umständen“, einschließlich ihres weitreichenden Potenzials für positive Auswirkungen und Übertragbarkeit.
Lesen Sie den Bericht Von der Politik zur Praxis: Politische Strategien, Konzepte, Programme und Maßnahmen zur Förderung von Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit in Kleinst- und Kleinunternehmen, in dem auch die Erfahrungen von Intermediären im Bereich Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, die mit KKU zusammenarbeiten, beleuchtet werden.
Wie können wir sicherstellen, dass politische Maßnahmen und Interventionen in Bezug auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit KKU erreichen?
Das Gesamtergebnis des Projekts wurde analysiert, damit evidenzbasierte Empfehlungen für die Entwicklung wirksamerer politischer Programme und Interventionen zur Verbesserung von Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz in KKU bereitgestellt werden können: Sicherheit und Gesundheitsschutz in Kleinst- und Kleinunternehmen in der EU: Abschlussbericht des dreijährigen SESAME-Projekts. Diesem Abschlussbericht zufolge ist es wichtig:
- alle wesentlichen Regulierungsakteure einzubeziehen;
- regulatorische Kontrollen zu verstärken;
- nachhaltige, leicht anwendbare und übertragbare Lösungen anzubieten;
- Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz besser in sektorspezifische Bildungssysteme zu integrieren;
- Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände in die Entwicklung politischer Maßnahmen, mit denen KKU erreicht werden können, einzubeziehen;
- Lieferketten besser zu arrangieren.
Die EU-OSHA unterstützt KKU bei der Bewertung ihrer Arbeitsplatzrisiken
Eine angemessene Gefährdungsbeurteilung ist Grundvoraussetzung für gesunde Arbeitsplätze. Die Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen kann jedoch mit einigen Herausforderungen verbunden sein, insbesondere für KKU, die unter Umständen nicht über die Ressourcen oder das Fachwissen verfügen, um eine solche Beurteilung wirksam durchführen zu können.
Die Plattform OiRA (Online interactive Risk Assessment) der EU-OSHA hat die Überwindung dieser Herausforderungen zum Ziel. OiRA ist die erste Initiative auf EU-Ebene, die KKU (hauptsächlich über die Mitgliedstaaten und Sozialpartner auf Ebene der EU und der Mitgliedstaaten) dazu anregen soll, eine Bewertung ihrer Risiken vorzunehmen.
Für weitere Informationen über die Bewertung von Arbeitsrisiken in KKU siehe diesen OSHwiki-Artikel.