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Häusliche Pflegekräfte in der EU: neuer Bericht der EU-OSHA zeigt wichtige Sicherheits- und Gesundheitsbedenken auf
Ein neuer Bericht der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) gibt Aufschluss über die häufig übersehenen Risiken häuslicher Pflegekräfte in Europa, die einen wachsenden, aber häufig vernachlässigten Teil des europäischen Gesundheits- und Sozialwesens darstellen. In dem Bericht werden die häufigsten Risiken und Ergebnisse im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit sowie Strategien für Management und Prävention hervorgehoben.
Häusliche Pflege: Ein lebenswichtiger, aber prekärer Sektor
Die häusliche Pflege ermöglicht Millionen von Menschen in ganz Europa, selbstständig in ihren eigenen vier Wänden zu leben und dabei aufgrund ihres Alters oder einer Behinderung Unterstützung zu erhalten. Aufgrund der Art dieser Arbeit, die in Privathaushalten oft ohne direkte Aufsicht und unter sehr variablen Bedingungen ausgeführt wird, sind die Beschäftigten jedoch erheblichen Sicherheits- und Gesundheitsrisiken und schlechten Arbeitsbedingungen ausgesetzt.
Die häusliche Pflege zählt zu den am schlechtesten bezahlten Berufen in der EU und ist zugleich sowohl körperlich als auch psychosozial stark belastend. Zu den häufigsten Gesundheitsproblemen gehören Muskel-Skelett-Erkrankungen aufgrund von Hebevorgängen und ungünstigen Körperhaltungen, Probleme im Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit wie Stress, Isolation und emotionale Belastung sowie die Exposition gegenüber physischen, biologischen und chemischen Gefahren. Diese können zu Ausrutschen und Stürzen sowie zur Exposition gegenüber Infektionskrankheiten und gefährlichen Stoffen wie Desinfektionsmitteln oder Medikamenten führen.
Aufgrund des anhaltenden Personalmangels ist der Sektor in hohem Maße auf Wanderarbeitnehmer angewiesen, die aufgrund ihres Migrations- und Beschäftigungsstatus zusätzlichen Risiken ausgesetzt sind.
In dem neuen Bericht der EU-OSHA, der im Rahmen des Forschungsprojekts „Gesundheits- und Sozialwesen und Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ erstellt wurde, wird die dringende Notwendigkeit verbesserter Risikobewertungs- und Präventionsstrategien unterstrichen, die auf die häusliche Pflege zugeschnitten sind. Zudem wird betont, wie wichtig es ist, die Beschäftigten im Bereich der häuslichen Pflege in die Entwicklung und Umsetzung von Präventionsmaßnahmen einzubeziehen.
„Häusliche Pflegekräfte sind das unsichtbare Rückgrat unserer Pflegesysteme. Sie unterstützen unsere schutzbedürftigsten Bürgerinnen und Bürger, tun dies jedoch oft unter prekären Arbeitsbedingungen. Dieser Bericht zeigt, dass wir mit den richtigen Präventionsstrategien und Initiativen die Arbeit in der häuslichen Pflege sicherer und gesünder gestalten können.“
William Cockburn, Exekutivdirektor der EU-OSHA
Praktische Lösungen: Fallstudien und Empfehlungen für die Politik
Dem Bericht sind sechs Fallstudien beigefügt, die zeigen, wie die Herausforderungen im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit in der häuslichen Pflege in der gesamten Europäischen Union angegangen werden.
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Barcelona Social Superblocks (Spanien): Neuorganisation der häuslichen Pflegedienste nach Stadtvierteln, Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch selbstorganisierte Teams, wobei die Notwendigkeit individualisierter Ansätze hervorgehoben wird.
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KoBrA-Initiative (Deutschland): Zeigt, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit der Interessenträger, eine angemessene Finanzierung und der Einsatz digitaler Instrumente sind.
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Ergonomiemodell von Siun Sote (Finnland): Bekämpfung von Muskel- und Skeletterkrankungen bei Pflegepersonal durch proaktive Prävention und Schulung.
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ProCare-Projekt (sechs EU-Mitgliedstaaten): Umsetzung innovativer Maßnahmen zur Prävention und Bewältigung von Burnout bei Langzeitpflegern und zur Verbesserung der Pflegekompetenzen.
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Pflegekräfte, Programm „Cared“, Frankreich: Die Qualität der Pflege und des Lebens wird sowohl für Pflegekräfte als auch für Pflegebedürftige verbessert.
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EBINCOLF (Italien): Ausbildungs- und Zertifizierungsagentur, die sich für berufliche Standards und sicherere Arbeitsplätze für Pflegekräfte einsetzt.
Darüber hinaus enthält ein Kurzbericht Empfehlungen zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen im Bereich der häuslichen Pflege. Dazu gehören die Professionalisierung und Formalisierung des Sektors, die Verbesserung der Ausstattung und der Ergonomie, die Entwicklung sektorspezifischer Instrumente und die Ausweitung der Forschung über die zunehmende Vielfalt der Arbeitskräfte, einschließlich einer besseren Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz für direkt von Haushalten beschäftigte Pflegekräfte.
Der vollständige Bericht bzw. die Zusammenfassung „Home care workers – a comprehensive overview of occupational safety and health risks“ ist im Internet abrufbar.
Einschlägige Veröffentlichungen:
Hinweis an die redaktion
Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) trägt dazu bei, die Arbeitsplätze in Europa sicherer, gesünder und produktiver zu machen. Die Agentur untersucht, entwickelt und verbreitet verlässliche, ausgewogene und unparteiische Informationen über Sicherheit und Gesundheit und organisiert europaweite Sensibilisierungskampagnen. Die 1994 von der Europäischen Union gegründete Agentur mit Sitz in Bilbao (Spanien) bringt Vertreter der Europäischen Kommission, der Regierungen der Mitgliedstaaten, der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände sowie führende Sachverständige aus den EU-Mitgliedstaaten und anderen Ländern zusammen.
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