Wer sind die Begünstigten der Tätigkeit der EU-OSHA?

Kleinstunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen

Die EU-OSHA wurde zu einem einfachen und wichtigen Zweck errichtet: die Arbeitsplätze in Europa sichererer, gesünder und produktiver zu machen. Ziel der Agentur ist es, das Wissen in Bezug auf Risiken am Arbeitsplatz zu erweitern und das Bewusstsein dafür zu stärken sowie Verbesserungen bei der Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern. Dabei ist sie bestrebt, politische Entscheidungsträger, Unternehmen und Arbeitgeber zu erreichen und ihnen zuverlässige Informationen und praktische Hilfsmittel an die Hand zu geben.

Kleinstunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen bilden die Mehrheit der Unternehmen in Europa. Davon machen allein Kleinstunternehmen 95 % aller Unternehmen aus – eine erstaunliche Zahl. Deshalb sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und insbesondere Kleinst- und Kleinunternehmen (KKU) die wichtigsten Zielgruppen der EU-OSHA: Sie beschäftigen nicht nur mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer in der EU, sondern weisen auch einen unverhältnismäßig hohen Anteil an Unfällen und anderen Problemen bei der Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz auf. Während größere Unternehmen zunehmend in Strategien für die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit investieren, ist dies bei zahlreichen KMU offensichtlich nicht der Fall. Die Gründe hierfür sind wahrscheinlich ein empfundener oder tatsächlicher Mangel an Ressourcen und ein häufig mangelhafter Austausch von Informationen über ein effektives Management von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.

 © EU-OSHA-Fotowettbewerb 2009 / Georgy Velichkov

Im Jahr 2001 hat die EU in Anerkennung der Tatsache, dass KMU den Wirtschaftsmotor Europas darstellen und unterstützt werden müssen, Förderprogramme ins Leben gerufen. Auf Ersuchen des Europäischen Parlaments hat die EU-OSHA die Durchführung dieser Programme übernommen und ein paralleles Programm aufgelegt, das von 2001 bis 2003 lief.

Allein im ersten Jahr des Programmzeitraums unterstützte die Agentur 51 Projekte. Die hierfür bereitgestellten Mittel reichten von Finanzhilfen in Höhe von 25 000 EUR bis 190 000 EUR und beliefen sich insgesamt auf 5 Mio. EUR. Mehr als eine halbe Million KMU profitierten von dieser Initiative, und es wurden Schulungen und Seminare zu Risikosensibilisierung und guten praktischen Lösungen im Umfang von über 15 000 Stunden durchgeführt. Erwartungsgemäß nahm die Popularität des Förderprogramms zu, und im zweiten Jahr kamen bis zu 700 000 KMU in seinen Genuss.

Diese Förderprogramme ermöglichten es der EU-OSHA, gleich in den ersten Jahren viele KMU in ganz Europa zu erreichen und dabei nicht nur das Bewusstsein für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit zu stärken, sondern auch das Profil der Agentur in der Wahrnehmung der Unternehmen zu schärfen, an die sich ihre Unterstützung richtet.

KKU zählen weiterhin zu den Hauptbegünstigten der Tätigkeiten der EU-OSHA. Entstanden aus der Europäischen Woche für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, die die Agentur seit dem Jahr 2000 veranstaltet, und in deren Folge aus den jährlichen Informationenkampagnen zu Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit wurde die Leitinitiative der EU-OSHA, die Kampagnen für gesunde Arbeitsplätze, zu einem wesentlichen Bestandteil ihrer Bemühungen, kleine Unternehmen zu erreichen. Diese auf zwei Jahre angelegten Kampagnen sollen das Bewusstsein für einschlägige Themen im Zusammenhang mit Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit stärken. Erreicht werden soll dies durch den Austausch guter praktischer Lösungen und die Erarbeitung und Verbreitung von Informationsmaterialien sowie praktischen Hilfsmitteln und Ressourcen. Sämtliche Kampagnenmaterialien sind leicht verständlich und kostenlos. Dadurch tragen sie den Bedürfnissen kleiner Unternehmen Rechnung, die möglicherweise Schwierigkeiten haben, Zeit und Geld für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit aufzuwenden.

Der Schwerpunkt der ersten dieser zweijährigen Kampagnen, die im Jahr 2008 eingeleitet wurde, lag auf der Gefährdungsbeurteilung, die die Grundlage für alle wirksamen Praktiken im Bereich der Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit bildet. Im Zuge dessen wurde die interaktive Online-Plattform zur Gefährdungsbeurteilung (Online interactive Risk Assessment, OiRA) ins Leben gerufen. OiRA soll speziell KKU helfen. Diese Plattform ermöglicht die Entwicklung internetgestützter branchenspezifischer Tools, mit deren Hilfe Gefährdungen effektiv beurteilt und angegangen werden können. Mittlerweile unterstützt OiRA viele Tausende von kleinen Unternehmen dabei, auf einfache und kostengünstige Weise Gefährdungsbeurteilungen durchzuführen.

© EU-OSHA – Hochrangige Konferenz der EU-OSHA zu Sicherheit und Gesundheit in KKU am 19. Juni 2018 in Brüssel

Im Juni 2018 veranstaltete die EU-OSHA in Brüssel eine Konferenz zur Verbesserung von Sicherheit und Gesundheit in kleinen Unternehmen in Europa. Interessenträger auf EU- sowie auf nationaler und internationaler Ebene erörterten die Schlussfolgerungen des dreijährigen Projekts SESAME (Safe Small and Micro Enterprises – Sichere Klein- und Kleinstunternehmen). Eine grundlegende Empfehlung waren die Einbindung aller Interessenträger und die Abstimmung ihrer Bemühungen beim Erreichen von KKU. Dieses Projekt brachte auch eine Fülle guter praktischer Beispiele hervor, die auf die Bedürfnisse von KKU in mehr als 60 Branchen zugeschnitten waren.

Wer zählt noch zu den Begünstigten?

Wenngleich KMU die Hauptzielgruppe der Tätigkeit der EU-OSHA bilden, sind sie keineswegs die einzigen, die davon profitieren. Weitere Begünstigte sind:

  • politische Entscheidungsträger auf EU- und nationaler Ebene
  • Arbeitnehmer und Arbeitgeber und ihre Vertreter
  • Fachkräfte und Forscher im Bereich Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
  • nationale Regierungen.

Die Zahl der Begünstigten der Tätigkeit der EU-OSHA ist natürlich hoch. Dennoch verfolgt die Agentur nach wie vor ein ganz klares und wichtiges Ziel: die Arbeitsplätze in Europa sicherer, gesünder und produktiver zu machen.